WEISSENOHE KLOSTER

Weißenohe
Umfeld Kloster Weißenohe
städtebaulicher und hochbaulicher Realisierungswettbewerb
Gemeinde Weißenohe
mit COQUI MALACHOWSKA Städtebau und Landschaftsarchitektur
Juni 2017

4. Preis jeweils im städtebaulichen und hochbaulichen Teil

Städtebau
Das Kloster Weißenohe hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt von der ehemals orthogonalen und geschlossenen Struktur zu einer offenen gereihten Bebauung mit säkularer Nutzung. Durch unseren Eingriff soll das Klosterareal in mehreren Bauabschnitten wieder belebt und die funktionalen Beziehungen neu strukturiert werden.
Mit der Aktivierung des Prälatenbaus im 1. BA und dessen Nutzung als Schulungszentrum sowie als Gästehaus des Fränkischen Sängerbundes wird ein neuer Anziehungspunkt geschaffen. Das Gebäude des Gästehaus, das im 3. BA mit 4 Vollgeschossen realisiert wird, wird parallel zum Prälatenbau errichtet, so dass mit dem Verbindungsgang die orthogonale Struktur wieder aufgegriffen wird und ein ruhiger Innenbereich für die Gäste an Stelle des historischen Kreuzgangs entsteht.
Wir schlagen vor, die Brauerei, die eine weitere Attraktion darstellt, als Kern des Klosters zu belassen und deren Funktionen an zwei Standorten zu konzentrieren. Durch den Abbruch der Lagergebäude der Brauerei wird Platz geschaffen für 2 Neubauten mit jeweils 2 Vollgeschossen, die das neue Brauereigelände zur Hauptstraße sowie Richtung Prälatenbau und provisorischen Saalbau, der im 4. BA im ehemaligen Bierlager in der Klosterstraße 10 realisiert wird, schließen. Der Brauereihof ist über 2 Tordurchfahrten von der Hauptstraße aus zu erreichen. Um den neuen Brauereiinnenhof gruppieren sich die Verwaltung, der Getränkemarkt, das Malzlager sowie die Trockenlager der Brauerei. Voll- und Leergutlager werden auf dem Flurstück 59 angeordnet. Die Neubauten nehmen die Dimension des Bestands und das Motiv des Satteldachs auf, fügen sich ein und bleiben doch eigenständig. Sie schaffen dadurch neue Raumbezüge und Plätze mit unterschiedlichen Qualitäten.
Beginnend am historischen Toreingang befindet sich mit dem Kunstraum, dem Biergarten und der Klosterwirtschaft der ruhige und dennoch aktivierte Bereich des Areals. Mit Blick auf die Klosterkirche betritt der Besucher das nördliche Ende der Klosterstraße und wandert weiter Richtung Klosterplatz.
Die Adresse der Brauerei sowie des Chorzentrums ist am neuen Klosterplatz gelegen, der sich zwischen dem östlichen Brauereineubau sowie dem Prälatenbau und dem prov. Saalbau aufspannt und den Beginn des autofreien Bereichs des Klosterareals Richtung Norden bildet.
Den Konzertsaal haben wir als Solitär im südöstlichen Grundstücksteil geplant. Er bildet den markanten Abschluss der Neugestaltung des Klosters Weißenohe. Der Baukörper wird aus der Achse des Gästehauses herausgedreht und beschreibt ein Parallelogramm als Grundform. In Bezug zur Bestandsbebauung wird so, wie beim Klosterplatz, eine trichterförmige städtebauliche Figur gebildet, die die Besucher*innen zum Konzertsaal und weiter in den Klanggarten führt. Das gefaltete Dach des Konzertsaals überträgt das Motiv des Satteldachs in einen größeren Maßstab. Für Open-Air-Konzerte kann die nördliche Fassade des Konzertsaals Richtung Konzertplatz geöffnet werden.
Mit dem Bau des Konzertsaals wird der neue Zugang zum östlichen Klosterbereich durch den ehemaligen prov. Saalbau aktiviert, so dass sich die beiden Bereich westlich und östlich des Prälatenbaus verzahnen.

Konzept Erschließung
Eine Erhöhung der Aufenthaltsqualitäten auf dem Klosterareal erreichen wir mit einer Trennung von Fußgängern und Autoverkehr sowie der Akzentuierung der Wege durch das Areals mit Plätzen und der Schaffung neuer Verbindungen.
Der nördliche Teil des Klosterareals ist Fußgängern vorbehalten, daran anschließend öffnet sich der Klosterplatz. Am Konzertsaal lädt der Konzertplatz sowie der Klanggarten zum Verweilen ein, ausschließlich Lieferverkehr fährt in diesem Bereich. Die Verbindung zwischen Klosterplatz und Konzertplatz wird durch eine Öffnung der West- und Ostfassade des Gebäudes der Klosterstraße 10 hergestellt. Dieser Innenraum kann zusätzlich für Ausstellungen zum Kloster, zur Brauerei sowie für die Chorakademie genutzt werden.
Die Besucher erreichen Weißenohe in der Regel mit dem Auto oder mit der Bahn. Für Autos stehen zwei Parkplätze zur Verfügung. Zum einen der Wanderparkplatz im Süden und zum andern der nördlich gelegene Parkplatz auf dem Flurstück 233/3 der Fam. Winkler. Der Klosterplatz ist aus dem Süden über die Klosterstraße bzw. den Klosterweg zu erreichen, aus dem Westen gelangt man über die Hopfengasse zum Klosterplatz und aus Norden kommend betritt man das Klostergelände über das historische Tor und hat den direkten Blickbezug zur Klosterkirche.
Die Zufahrt zur Brauerei erfolgt über die Hauptstraße, die Funktionen der Brauerei konzentrieren sich im Brauereihof, so dass der innerbetriebliche Verkehr reduziert werden kann. Anschließend erfolgt die Umstrukturierung der Organisation des Brauereibetriebs. Voll- und Leergutlager liegen mit dem LKW gut erreichbar auf dem Flurstück 59 im Süden. Getränkemarkt und Malzlager werden an der Hauptstraße platziert mit temporären Parkmöglichkeiten für Be- und Entladen. Für die Verwaltung der Brauerei am Klosterplatz sind für die Beschäftigten Parkplätze reserviert. Hier befindet sich auch der Zugang für die Besucher der Brauerei.
Der Lieferverkehr für die Klosterwirtschaft kann von Norden her über die Dorfhauser Straße erfolgen, der Kunstraum ist mit dem PKW über die Hauptstraße erreichbar.
Für die Hubrettungsfahrzeuge der Feuerwehr ist die Erreichbarkeit der Gebäude weiter gewährleistet. Der Prälatenbau sowie das Gästehaus verfügen über 2 gebaute Rettungswege, die Zufahrt erfolgt über die Weiherstraße.
Konzept Prälatenbau – Gästezimmer und Chorakademie
Im Zuge des 1. Bauabschnitts (BA) erfolgt die Sanierung des Prälatenbaus mit minimalem Eingriff unter Verwendung der vorhandenen Struktur der Nassräume für die Gästezimmer im 1., 2.OG sowie im DG. Insgesamt können wir somit 44 Betten in 19 Zimmern realisieren. Die WC-Anlagen für die zukünftige Nutzung werden innerhalb des Prälatenbaus im 1.BA hergestellt und können in der ersten Nutzungsphase auch als Bäder von den Übernachtungsgästen benutzt werden.
Die Planung für das Erdgeschoss sieht vor, bereits im 1. BA alle Funktionen für die Chorakademie zu realisieren, so dass ein weiterer Umbau im EG entfallen kann. Der Eingangsbereich wird im Innern erweitert, um einen direkten Zugang von Foyer zum Treppenhaus zu erhalten.
Um Kosten zu sparen erscheint es uns sinnvoll, bereits im 1. BA den Neubau des Gästehauses sowie des Verbindungsganges zu realisieren und die Sanierung des Prälatenbaus mit dem finalen Ausbau zur Chorakademie zu verbinden. Es könnten somit die kompletten Umbaukosten vom 1. zum 3. BA eingespart werden.
Die zentrale Erschließung des Gästehauses erfolgt weiterhin über den barrierefreien Haupteingang des Prälatenbaus, alternativ kann der Zugang auch von Süden durch den Klanggarten erfolgen.
Jeweils an die Giebelseiten des Prälatenbaus werden 2 Treppenhäuser im Foyerbereich als gebaute Rettungswege mit Ausgang ins Freie hergestellt. Diese sind bei der Nutzung als Versammlungs- bzw. Beherbergungsstätte erforderlich.
Die Barrierefreiheit gem. DIN 18040 Teil 1 und 2 wird über den Einbau eines Glasaufzuges im Treppenauge des historischen Treppenhauses gewährleistet. Es wird ein barrierefreies Gästezimmer geplant. Die Ermöglichung der Selbstrettung von Menschen mit Behinderung ist im Zuge der weiteren Bearbeitung zu berücksichtigen.
Der Neubau des Gästehauses sowie des Verbindungsganges zum Prälatenbau erfolgt im 2. Bauabschnitt als einhüftige Anlage. Auf eine Unterkellerung wird zum Schutz der Bodendenkmale verzichtet. Im Anschluss können die Gästezimmer im Prälatenbau rückgebaut und das Raumprogramm der Chorakademie umgesetzt werden. Hierfür wird der gesamte Foyerbereich entlang der östlichen Fassade wieder hergestellt und die Räume der Akademie reihen sich entlang der Westseite des Gebäudes. Der Verbindungsgang ist eingeschossig geplant, um die Öffnung des Areals Richtung Süden zu betonen.
Vor dem Neubau des Gästehauses wird das auf der östlichen Seite des Prälatenbaus liegende Treppenhaus abgebrochen und mittels einer Glas-Stahl-Konstruktion als neues markantes Element, das sich vom Bestand absetzt, wieder geschlossen. Auf der Westseite des Prälatenbaus werden die Dachgauben erneuert und orientieren sich in Größe und Position an den darunter liegenden Fensterbändern.

Außenanlagen
1. Klosterhof – Brauereihof – Biergarten
Eine Fläche des Klosterhofes beinhaltet den Brauereikomplex in der Mitte. Das geschlossene Objekt ist von der Hauptstraße für Lieferverkehr angebunden. Öffentlicher Teil ist der dazugehörige Biergarten.

Dieser Bereich wird als Fußgängerbereich verkehrsberuhigt. Autos fahren nur bis zum „Eingangsplatz an der Klosterstraße“, dem Klosterplatz, wo es nur einige wenige Parkplätze gibt . Hier ist der Eingang zum Verwaltungsbau der Brauerei und man gelangt durch den provisorischen Saalbau zum Musikgarten.
Neue Durchwegungen gibt es durch die Hopfengasse, die vom Bahnhof Kommende in das Gebiet führt und als Vorschlag vom südlichen Parkplatz zum Prälatenbau.

Durch Dekorstreifen aus Kleinpflaster werden Linien hervorgehoben.
Die historischen Eingänge zur Kirche und das Tor werden durch eine Markierung im Belag betont.

Verwendete Baumarten sind Linden am Durchgang des provisorischen Saalbaus, sowie Kleinbäume, wie die Birne Pyrus calleryana „Chanticleer“ und Weißdorne.

2. Konzertsaal mit Amphitheater – Musikgarten
Der moderne Konzertsaal steht als Objekt frei in den Streuobstwiesen aus Apfelbäumen. Im Norden ist ein Amphitheater angelegt, das Konzerten im Freien dient. Im Musikgarten bieten ruhige Klangelemente eine Attraktion für einen Spaziergang im Ort auf wassergebundenen Wegedecken.

3. Gästehaus – Gästehof
Den Gästehof bestimmen sanft geneigte Rasenflächen durch die man barrierefrei vom Zwischentrakt zum Prälatenbau zum Konzertsaal gelangt. Bänke am Weg bieten Gelegenheit für Gespräche mit Blick in den Musikgarten. Akzentuiert wird die hofartige Situation durch eine Linde als Großsolitärbaum.

4. Gästehaus – Klostergarten
Ein Bestandsbaum in einer erhöhten Rasenfläche wird von einer niedrigen Hecke umrahmt. Der kleine Kräutergarten erinnert an die als Hortus conclusus gestalteten alten Klostergärten mit Ihrer ruhigen, kontemplativen Atmosphäre.

Längliche Terrassen lagern sich an dem Prälatenbau (Mensaraum) und dem Gästehaus (Mehrzweckraum) entlang der Fassaden an.

Nachhaltigkeit
Die Neubauten sind in werterhaltender Holzbauweise vorgesehen, um ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten (Verwendung nachwachsender Rohstoffe, CO-2 Kreislauf, kurze Bauzeit durch Vorfertigung) Rechnung zu tragen und eine behagliche Atmosphäre zu schaffen.
Der Entwurf strebt die Errichtung von Gebäuden an, die sich durch ihre hohe energetische und ökologische Qualität auszeichnen. Bei der hochbaulichen und technischen Umsetzung liegt der Schwerpunkt der hierfür geplanten Maßnahmen auf deren Nachhaltigkeit und ökologischer Verträglichkeit.
Zielsetzung des energetischen Konzeptes ist die Übererfüllung des Energiestandards nach aktuell gültiger EnEV als KfW Effizienzhaus 55. Bauliche Maßnahmen mit einer naturgemäß hohen Robustheit und Dauerhaftigkeit werden dafür in der Planung bevorzugt berücksichtigt. Technische Anlagen, die über eine im Vergleich zum Bauwerk kurze Lebensdauer verfügen und über die gesamte Nutzungsdauer des Objektes mehrfach zu überholen und auszutauschen sind, werden sparsam eingesetzt. So werden fortlaufend anfallende Wartungs- und Instandhaltungskosten minimiert und zugleich die nach Ablauf der Nutzungsdauer der technischen Anlagen anfallenden Wiederbeschaffungskosten verringert.

Im Vordergrund steht die Herstellung einer guten Gebäudehülle zur Verringerung der Transmissionswärmeverluste. Eine luftdichte, wärmebrückenfreie Gebäudehülle ist anzustreben um einen geringen Wärmeenergiebedarf zu gewährleisten.
Zur Reduzierung der verbleibenden Lüftungswärmeverluste und zur Verbesserung des
Raumklimas ist für alle Nutzungsbereiche der Gebäude eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Feuchterückgewinnung im Winter vorgesehen.