Dennewitz Eins – Solitär am Gleisdreieck

Wohnhaus für eine Baugruppe
Dennewitzstraße 1, Pohlstraße 1-3 in Berlin-Mitte
Bauherr: DENNEWITZEINS GbR
Planung und Ausführung 2010
Fertigstellung 2013
ArGe D1 Architekten, roedig.schop architekten, DMSW, sieglundalbert architekten

Eine 2.275 qm große Brachfläche direkt neben der Hochbahntrasse der U1 am Gleisdreieck, in einem Gebiet, von dem man nicht weiß, wie es sich entwickeln wird und das nach Einschätzung der Stadtplaner „auf der Kippe“ steht: Die Lage war nicht gerade einfach für einen geplanten Neubau in der Pohlstraße/ Ecke Dennewitzstraße. Da kein Bauträger das Grundstück entwickeln wollte, suchten wir den Weg über eine Baugruppe mit experimentierfreudigen BauherrInnen und über eine Kooperation mehrerer Architekturbüros.

Ein starker Solitär

Nach den ersten städtebaulichen Analysen war klar, dass die vom Planwerk Innere Stadt vorgeschlagene klassische Blockrandschließung mit Parzellenbebauung keine Antwort auf den Ort ist. Der Neubau brauchte Kraft, sich in diesem Umfeld zu behaupten. Der Herausforderung begegneten wir mit einem Gebäude, das auf einer 80 Meter langen Front drei Häuser zu einem Solitär zusammenbindet. Der Bau fügt sich als Keil mit golden schimmernder Fassade in die Trasse zwischen Hochbahn und Pohlstraße ein und nutzt den Blick auf die Hochbahn und über das Areal des Gleisdreicks als urbanes Panorama.

Veredelter Rohbau

Da wir trotz der zentralen Lage nicht absehen konnten, ob sich die Gegend zu einer besseren Wohnlage entwickeln wird, planten wir das Haus kostengünstig für 2.000 €/qm Wohnfläche Projektkosten als veredelten Rohbau. Für das Grundstück waren nach überschlägiger Berechnung ca. 40 Wohn- und Gewerbeeinheiten realisierbar. Um überschaubare Hausgrößen für Baugruppen zu gewährleisten, teilten wir die Fläche in drei Einheiten mit jeweils eigenen Aufgängen und je 13 bis 14 Wohnungen.

So entstanden drei Häuser mit einer gemeinsamen Fassade als ein 6-geschossiger Solitär mit einer Sichtschneise durch den Garten bis in den Gleisdreieckpark. Unsere Planung sah in der Grundriss- und Fassadengestaltung die Mitwirkung der Baugruppe innerhalb fest vereinbarter Spielregeln vor. Alle Grundrisse sind daher individuell auf die Bedürfnisse der künftigen NutzerInnen zugeschnitten. Jedes Architekturbüro betreute dabei eine Hausgruppe.

Drei Architekten, ein Haus

Die Kubatur, Fassaden und Dach haben alle ArchitektInnen gemeinsam geplant, ein Büro übernahm jeweils für ein Bauteil die Federführung. Für die Fassaden waren 300 Fenster als bodentiefe oder brüstungshohe Fenster vorgesehen. Ihre Größe und Lage konnten die BauherrInnen individuell bestimmen, sofern sie die vereinbarten Höhenlinien einhielten. Die Außenräume der Wohnungen sind als Loggien in den Baukörper eingeschnitten. Das Erdgeschoss hat eine geschosshohe Betonfassade, darüber ist das Gebäude von einer einheitlichen Metallfassade aus 800 goldfarbenen Gitterrostelementen umfasst, die sich wie ein Kleid um das Gebäude legt.

Flexibel gestalten, kostengünstig bauen

Als kostengünstigste Wärmedämmung wählten wir ein Verbundsystem mit Armierungsschicht und ohne Oberputz, da die auf Konsolen aufgelagerte Stahlfassade eine halbtransparente Deckschicht bildet, die auch zur Absturzsicherung vor bodentiefen Fenstern und Loggien dient.

Das Grundstück wurde aus Kostengründen nicht unterkellert. Abstellräume sind als Metallboxen auf der gemeinsamen Dachterrasse untergebracht. Die Gründung erfolgte auf Bohrpfählen mit einer durchlaufenden Bodenplatte. Die tragenden Bauteile sind Außenwände und massive Brandwände zwischen den einzelnen Häusern, aussteifende Treppenhauswände und Stahlbeton-Stützen bzw. Pfeiler. Die Betonflächen haben wir überwiegend roh belassen.

Urbaner Garten

Auf der Südseite haben wir das Grundstück als urbanen Gemeinschaftsgarten gestaltet. Er ist von der Straße völlig einsehbar und bildet optisch das Verbindungsstück zwischen Gleisdreieck und den öffentlichen Freianlagen in der Pohlstraße. Zurückgezogene Freiflächen für die BewohnerInnen befinden sich dafür auf der großen gemeinschaftlichen Dachterrasse, die das gesamte Gebäude überzieht

Publikationen:

1. Preis KfW-Award 2016

Preisträger AIT-Award 2016 Kategorie Affordable Living

Preisträger Deutscher Bauherrenpreis 2016 Kategorie Neubau Hohe Qualität – Tragbare Kosten

DETAIL 9/2015 – Wohn- und Geschäftshaus für eine Baugruppe 2MB

Bauwelt 14.2014 – Am Gleisdreieck

Bauwelt 14.2014 – Interview mit den Architekten

da!2014 Architektur in und aus Berlin

DBZ Deutsche BauZeitschrift 10.2015

Fotos: Stefan Müller