GUSTAV-MAHLER-STRASSE INGOLSTADT

Ergänzende Wohnbauten an der Gustav-Mahler-Straße Ingolstadt
Realisierungswettbewerb 2016
mit TDB Landschaftsarchitektur Thomanek Duquesnoy Boemans

1. Preis

Städtebauliches Konzept
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt besitzt im sogenannten ‚Piusviertel‘ im Nordwesten der Stadt mehrere Wohnbauten, welche in den 50er, 60er und 70er Jahren errichtet wurden. Zu finden ist verdichteter Geschosswohnungsbau in Form von Zeilenbebauung, Punkthäusern und weiteren Großformen. Der Großteil der Bebauung weist 4 bis 5 Geschosse auf, teilweise gibt es auch Häuser mit bis zu 11 Geschossen. Zwischen den Gebäuden liegen ausgedehnte, wiesenartige Freiflächen als ‚Abstandsflächengrün‘. Auf dem 4.390 m² großen Areal an der Ecke Gustav-Mahler- und Richard-Strauss-Straße soll für die GWG-Ingolstadt eine ergänzende Wohnbebauung unter den Aspekten der Sozialen Stadt mit der Förderung des Zusammenlebens als wichtiges Ziel geplant werden.

Die geplante städtebauliche Setzung der vier identischen Wohngebäude nimmt die städtebauliche Ausrichtung der umliegenden Gebäude in der Nachbarschaft auf. Die klare Figur eines offenen Rechtecks aus vier aufeinander bezogenen Gebäuden schafft in dem städtebaulich heterogenen Quartier eine neue identifizierbare Adresse mit einem Platz an der Ecke Gustav-Mahler- und Richard-Strauss-Straße. Gleichzeitig erfährt das Wohnumfeld eine Aufwertung durch eine zentrale Grünfläche als Begegnungs- und Aufenthaltsraum. Die vier Wohngebäude fügen sich durch die Höhenstaffelung von drei bis sechs Geschossen sehr gut in die umliegende Bebauung ein und sind für eine optimale Belichtung ausgerichtet.

Die geplante städtebauliche Intervention betrifft eine relativ kleine Fläche, besitzt aber für die räumliche Arrondierung und Neustrukturierung des gesamten Piusviertels Modellcharakter die Nachbarschaften zu entwickeln, die Integration zu fördern, Orte als Treffpunkte zu schaffen, Konflikte abzubauen und das bürgerschaftliche Engagement zu fördern.

Freianlagen Gestaltung
Die Haupterschließungen der vier Gebäude erfolgen von ihren äußeren Längsseiten, während die innenliegenden Eingänge auf den Hof führen. Die vier Wohngebäude werden von einem mit einer niedrigen Mauer umgebenen Grünsaum gerahmt, der den jeweiligen Erdgeschosswohnungen zugeordnet ist. In die Mauer integrierte Sitzauflagen aus Holz richten sich zu dem um die zentrale Grünfläche umschließenden Wegecarré aus. Diese ‚Grüne Mitte‘ befindet sich über einer Tiefgarage, ist leicht modelliert, weist Spielbereiche für kleinere Kinder sowie locker verteilte Sitzelemente auf und ist mit drei lichtlaubigen Bäumen bepflanzt. Diagonal gegenüber dem Quartiersplatz
mit der Möglichkeit einer Außengastronomie befindet sich in geschützter Lage am Übergang zum nördlich anschließenden, kürzlich umgestalteten Hof eine Fläche, die als Nachbarschaftsgarten zur Nutzung durch die neuen Bewohner einlädt. Ein Baumcarré auf dem Quartiersplatz stärkt die städtebauliche Wirkung der Ecksituation.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Der Entwurf strebt die Errichtung eines Wohnquartiers an, das sich durch seine hohe energetische und ökologische Qualität auszeichnet. Zielsetzung ist die Umsetzung der Neubauten als Energieeffizienzhaus 55 nach EnEV 2016. Im Vordergrund steht die Herstellung einer hochwärmedämmenden
Gebäudehülle zur Verringerung der Transmissionswärmeverluste aus vorgefertigten Holzrahmenelementen. Die Ressource Holz wird dabei gezielt als ökologischer und nachwachsender Rohstoff – CO2 neutral – mit seinen positiven Eigenschaften wirtschaftlich eingesetzt. Zur Reduzierung der verbleibenden Lüftungswärmeverluste und zur Verbesserung des Wohnraumklimas ist eine zentrale Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Nahwärmeleitung der bestehenden Heizzentrale in der Nachbarbebauung. Ein notwendiger Anteil an regenerativer Wärmeenergie kann über eine solarthermische Anlage wirtschaftlich umgesetzt werden.

Leitgedanken zur Planung und Ökonomie des Bauens
Konzeptionelle Klarheit, Gestalterische Präzision, Konsequente
Detaillierung, Hoher Wiederholungs-faktor, Konzentration auf Notwendiges, sparsame Zweckmäßigkeit, Planung – Design to cost;
Ausformulierung klarer Gebäudeformen, ökonomische Gebäudeabmessungen von 14×26 Meter, Minimierung der Erschließungsflächen, innere Verdichtung durch Optimierung der Grundrissgestaltung, konsequente Stapelung von Regelgeschossen
mit unterschiedlichen Wohnungstypen, optimiertes statisches Konstruktionssystem mit wirtschaftlichen Spannweiten, Wohnungsausbau mit nichttragenden Bauteilen, typisierte Bäder – Einbau als Fertigbäder möglich, optimierte Schachtführung der Haustechnikmedien, Hoher Vorfertigungsgrad der Bauteile, kurze Einbau- und Trocknungszeiten.