Heinrich 73 | 36

Heinrich-Heine-Straße 36, Berlin-Mitte
Bauherr: Baugruppe Heinrich 73 GbR
Planung und Ausführung 2014-2016
Fertigstellung 2016

Das Gebäude der Baugruppe Heinrich 73 steht an der Bezirksgrenze Berlin Mitte – unweit des Moritzplatzes und auf dem ehemaligen Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Insgesamt entstanden 15 Wohn- und 2 Gewerbeeinheiten in 6 Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Die Größen variieren zwischen 35 und 140 qm.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt bereits der Bezirk Kreuzberg mit einer aufgelockerten Zeilenbebauung aus den 50er Jahren. Die fensterlosen Zeilenenden zur Straße ermöglichen aus unserem Haus einen ungewöhnlichen Weitblick in die grünen Zwischenräume ohne selbst von dort aus einsehbar zu sein.

Der Entwurf mit Achsraster: klare Spielregeln für die Partizipation.

Um mit der Baugruppe partizipativ zu planen bedarf es einer klaren Grundkonzeption und Spielregeln. In unserem Fall haben wir dafür die Wahlmöglichkeit der Wände auf ein Achsraster beschränkt.

Durchwohnen – Querwohnen

Unserem Entwurf liegt ein Achsraster von 3,00 m quer zur Straße zugrunde. Alle Wohnräume können innerhalb einer Achse geplant oder für Räume längs und quer zur Straße kombiniert werden. „Durchwohnen“ von der Straße bis zum Garten und „Querwohnen“ auf der Garten- oder Straßenseite sind möglich.

Aus diesem Grundrisskonzept sind individuell geschneiderte Wohnungen für unterschiedlichste Nutzer als Eigentums- und Mietwohnungen entstanden. Im Erdgeschoss sind Gewerbeeinheiten untergebracht. 2 oder 3 Wohnungen werden je Geschoss über ein innenliegendes Treppenhaus mit Aufzug erschlossen.

Vor der Straßenfassade liegen die  beweglichen goldfarbenen Sonnenschutzelemente aus pulverbeschichtetem Streckmetall. Im Erdgeschoss belebt ein großes Schaufenster für temporäre Ausstellungen den Straßenraum.

In der rückseitigen Gartenfassade ist das Grundrissraster über die gesamte Fläche ablesbar. Großzügige Balkone sind mit Loggien kombiniert und bieten sonnige und schattige Außenräume für jede Wohnung.

Die zentrale Lüftung in den Wohnungen funktioniert über Leitungen in der Massivdecke und als Abluft über die Bäder. Weitere abgehängte Decken waren nicht erforderlich und die lichte Raumhöhe  von 2,80 m konnte voll für die Wohnräume ausgeschöpft werden. Mit einer 3-Scheiben Isolierverglasung und einer guten Wärmedämmung hinter den Metallverkleidungen konnte der KfW 70 Standard erreicht werden.

Für die Brandwand zum rechten Nachbargrundstück ist längerfristig keine Anschlussbebauung geplant. Die Künstlergruppe various&gould gestaltete diese Fläche mit ihrem Wandbild „facetime“. Das Bild zeigt an diesem Ort der ehemaligen Grenzen ein abstraktes und vielschichtiges Gesicht, das sich jeder Einordnung in Geschlecht und Herkunft verweigert. Die Abstraktion und Mehrdeutigkeit passt somit sehr gut zu unserer mehrschichtigen, sich immer wieder verändernde Straßenfassade.